Neues Jahr, neuer Vorstand und viele Pläne
Mit Jochen Hintz haben die Naturfreunde Bad Urach einen neuen ersten Vorsitzenden bekommen. Große Pläne hat er aber nicht nur für den Verein.
Ein wenig verwunschen, passend dazu am Poesieweg und mitten im Wald liegt das Seltbachhaus. Von seiner Terrasse aus erblickt man den Hohenurach und auf den vielen Wegen, die sich rund um das Fachwerkgebäude befinden, kann man sofort mit Wanderungen zu den beliebtesten, aber auch weniger bekannten Zielen rund um Bad Urach starten.
Das Seltbachhaus, welches leicht zu erreichen ist, steht aber für mehr als eine Unterkunft für Wandergruppen, für mehr als einen Veranstaltungsort für Seminare und für mehr als eine Einkehrmöglichkeit. Als Sitz der Naturfreunde Bad Urach, ist es auch Symbol für einen Verein, der wie so viele kurz vor dem Aus stand.
Am 25. November fand die jährliche Hauptversammlung statt. Eine Nachfolge für den ersten Vorsitzenden schien nicht wirklich in Sicht. Und ohne Vorstand kein Verein. Der bisherige Amtsinhaber Werner Klingler habe aus gesundheitlichen Gründen nicht weitermachen können, berichtet Jochen Hintz, der nun neuer Vorstand ist. Seine Lebensgefährtin Constanze Krauß übernahm das Amt der Kassiererin. Während sie schon länger bei den Naturfreunden Mitglied ist, ist er noch ein absoluter Frischling im Verein. Das Seltbachhaus hingegen ist für Hintz kein unbekannter Ort. Mit ihrem Unternehmen Cojote haben Krauß und Hintz nämlich im März die Verwaltung mit Übernachtungen übernommen. Daraufhin wurde die Homepage überarbeitet und ein Online-Buchungssystem eingerichtet. So konnten seit März bereits 1100 Übernachtungen verbucht werden.
Die Bewirtung, die 14-tägig am Wochenende stattfindet, wurde weiterhin von den Naturfreunden übernommen. Eine Tatsache, die zeigt, dass der Verein noch intakt ist und über einen aktiven Kern verfügt, der insbesondere die Pflege des Hauses sehr ernst nimmt. Klar ist aber auch, dass von den etwa 90 Mitgliedern, mit einem Altersdurchschnitt von zirka 70 Jahren, nicht mehr alle aktiv sind. Somit gab es außer der Bewirtschaftung des Seltbachhauses schon seit Langem nicht mehr allzu viele Vereinsaktivitäten oder -angebote.
Es gibt viele Ideen zur Wiederbelebung
Das soll sich mit Jochen Hintz und Constanze Krauß wieder ändern. Dabei gehe es nicht darum, alles umzukrempeln. Die beiden Neulinge an einer Vereinsspitze wissen nämlich durchaus, auch die Arbeit ihrer Vorgänger zu schätzen und loben den Zusammenhalt im Verein. „Wir möchten das Ganze wieder ein bisschen beleben“, erklärt Hintz. Der Hauptgrund, dass sie sich jetzt vermehrt engagieren möchten, sei die lange Tradition des Vereins und, dass ihnen das Seltbachhaus am Herzen liegt. Wäre all das verloren gegangen, hätten sie das sehr schade gefunden.
„Die Naturfreunde haben, wie fast alle Vereine, Nachwuchsprobleme“, sagt Hintz und ergänzt, dass deshalb in Zukunft auch Jugendarbeit, zum Beispiel die Gründung einer Jugendgruppe, geplant sei. Hier wird mit Sicherheit ihre Erfahrung als Cojote-Inhaber von Vorteil sein. Diesbezüglich arbeiten sie schon viel mit Schulklassen zusammen. Außerdem bildet sich Constanze Krauß derzeit in Richtung Waldpädagogik weiter.
Die Natur den Menschen wieder näherbringen
Ob Erlebnispädagogik, Kinderferienprogramme, Erste-Hilfe-Outdoorkurse, eine Jugendgruppe ähnlich der Pfadfinder und vieles mehr – Ideen dafür, dem Verein wieder mehr Leben einzuhauchen, gibt es auf jeden Fall. Ein Ziel dabei sei es, dass der Verein nicht mehr nur als Seltbachhaus wahrgenommen wird.
„Ein mögliches Medium, Jugendlichen die Natur wieder näherzubringen“, das könnten sie sich für den Verein vorstellen. Aber nicht nur der Jugend. In ihrer täglichen Arbeit würden sie sehen, wie fremd die Natur vielen Menschen geworden ist. „Nur wenn man die Natur kennt, kann man sie auch schützen“, sagt Jochen Hintz entschieden.
Er und Constanze Krauß könnten sich gut vorstellen, dass das Seltbachhaus als Basis des Vereins dient, von der aus man dann was anbietet. Die Lage bietet sich hierfür auf jeden Fall an. Auch für die Öffentlichkeit könnte in Zukunft wieder mehr geboten werden: zum Beispiel verschiedene Veranstaltungen zum Thema Natur oder Vorträge des Jungforscher-Netzwerkes. Schön wäre es, wenn das Haus auch unter der Woche wieder mehr Auslastung erfahren könne, so der neue Vereinsvorstand.
Gemeinderat-Kandidatur steht auf dem Plan
„Das muss halt auch wachsen“, sagt Hintz und ist dabei voller Hoffnung. Gleichzeitig ist er aber auch realistisch genug zu wissen, dass sie das nicht alleine und in kurzer Zeit umsetzen können. Mit den vielfältigen Outdoorangeboten von Cojote, etwa Höhlentouren, Bogenschießen, Kletterkursen und vielem mehr, sind die beiden Naturfreunde durchaus ausgelastet. Zudem sich Cojote durch die Übernahme einer Firma aus Gruibingen jetzt auch vergrößern wird.
Und als wäre das nicht schon genug, gibt es noch eine Neuigkeit: Jochen Hintz möchte dieses Jahr für den Gemeinderat kandidieren. Dabei läge es ihm am Herzen, wander- und naturmäßig, vor allem aber auch etwas für die Jugend zu verändern. Zudem sagt er, dass die Schwäbische Alb derzeit, Outdooraktivitäten betreffend, touristisch abgehängt wird.
Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen, dass sich Vereinsaktivitäten mit denen der Firma überschneiden, das geben Krauß und Hintz offen zu. Aber die Unternehmensziele würden sich nicht von denen der Naturfreunde unterscheiden. Die Natur zu genießen, sie wieder mehr wahrzunehmen, stelle den Kern der Arbeit dar.